Der Saal der Museumsgesellschaft war bis auf den letzten verfügbaren Platz belegt, als wir in Kooperation mit dem Verein für moderne Musik Ulm/Neu-Ulm e.V. denn Film „Jazzfieber – The German Story of Jazz“ zeigten. Der Filmemacher Reinhard Kungel hat sich auf Spurensuche begeben und die Geschichte des Jazz in Deutschland aufgearbeitet. 12 Jahre hat er an dem Film gearbeitet, hat inzwischen verstorbene Zeitzeugen wie Max Greger oder Paul Kuhn befragt, alte Filmdokumente verarbeitet. Das anschließende Vokaljazz-Konzert mit Sängerin Hannah Weiß und dem Pianisten Tizian Jost begeisterte restlos.
Die „Neu-Ulmer Zeitung“ berichtete über den Abend: „(…) Für seinen Dokumentarfilm wurde Reinhard Kungel kürzlich für den Deutschen Jazzpreis 2024 unter der Rubrik „Journalistische Leistung“ nominiert.
Im Anschluss an den Film gaben Hannah Weiss und Pianist Tizian Jost ein knapp einstündiges Konzert, in dem viele Songs (fast) vergessener Komponisten und Texter wieder zum Leben erweckt wurden. Die Münchner JazzFormation „Feindsender“, deren Köpfe Weiss und Jost darstellen, hat sich mit Neuinterpretationen eben jener Jazzsongs und -lieder einen Namen gemacht, die im Dritten Reich streng untersagt waren. Darunter Kompositionen von Kurt Weill zu Texten von Bert Brecht, Theo Mackeben, Werner Balz und Hans Fritz Beckmann. Die meisten dieser Musiker und/oder Texter mussten ab 1933 untertauchen oder wurden verfolgt. So lesen sich manche Passagen in diesen Songs als bitterer Abglanz einer Zeit der Unterdrückung. Anderes wie Willi Kollos „Zwei in einer großen Stadt“ hat dank seiner ergreifenden Poetik bis heute überdauert. Hannah Weiss interpretierte diese Lieder mit hinreißendem Schmelz, zart, zerbrechlich, wo es nötig ist, aber auch zupackend und rhythmisch federnd wie in einem „Mahagonny“-Song von Weill. Ein feiner Abend, der historischen und gegenwärtigen Jazz zusammenführte, kuratiert vom Spezialisten für Neue Musik Raimund Kast. Der Applaus in der Museumsgesellschaft: laut, begeistert, Zugaben einfordernd.“